Fakt ist, dass mich die Karten
des Autors immer wieder faszinieren, auch diese Tempelkarte ist wieder liebevoll
detailliert und wurde mit atemraubender sowie eigentümlicher Präzision
gestaltet. Die Kapitelüberschriften sind mit Ortsangaben beschriftet. Die
Geschichte spielt in mehreren Teilen von New York. Insgesamt sind die
Kapitelgrößen angenehm. Am Ende gibt es auch ein Personenverzeichnis, einen
Überblick zu den ägyptischen Göttern sowie Begriffserklärungen.
Darüber hinaus ist die Stimmung fortwährend
angespannt und nervenraubend. Außerdem macht sie neugierig auf die Story. Wie
alle Bücher von Pascal Wokan wird die Story in der dritten Person aus mehreren
Perspektiven (Sky & Noah) erzählt und hier zeigt sich, dass sich dieser
Erzählstil des Autos bewährt hat.
Zum Hauptprotagonisten Sky Baker
kann man sagen, dass er ein Journalist mit ägyptischen Wurzeln ist. In der
Erzählung kommt er etwas chaotisch, unsicher, ungeduldig, aber dennoch
intelligent und neugierig rüber. Er verwendet das Schreiben um sich zu
beruhigen. Ihm zur Seite stehen Simon, der Sohn einer Immobilienkette, der
hilfsbereit und kämpferisch sowie Nefri eine ägyptische Frau, die sehr fokussiert,
ehrgeizig und schlagfertig ist. Noah ist ihrer aller Gegenspieler und wie jeder
Gegner böse, gewaltsam und unberechenbar.
Auszeichnend ist der herrlich
fließende, fesselnde sowie spannungsgeladene Schreibstil des Autors, der den
Leser an die Geschichte bindet. Die verwendete Sprache ist eher gehoben modern
mit schönen Ausschmückungen und dem Hang zur Dramatik, was aber keineswegs
übertrieben wirkt. Passender Weise geschieht die Szenenbeschreibung ebenso
fließend mit viel Charme, Detailverliebtheit sowie Tiefgang.
Prägnante kurze Statements, die
die Situation auf treffende Art zusammenfassen, sind ein nettes Stilmittel. Überhaupt
setzt der Autor gerne auf unterschwelligen Humor sowie offenkundigen Sarkasmus.
Nichtdestotrotz liegt der Fokus auf der Handlung sowie einer starken
Szenenorientierung. Gefühle werden eher subtiler, aber nichts trotzdem
authentisch und überschwänglich erläutert. Ebenso sind die Gedanken
nachvollziehbar eingesetzt.
Unsägliche Angst, die fast spürbar
gemacht wird, trifft auf immensen Zorn und Gier. Die Befassung mit dem alten
Ägypten ist wirklich formschön in die Geschichte eingebunden und zeugt von
einer aufwändigen Hintergrundrecherche. Auch der uralte magische Kontext der Götter
kommt hier keineswegs zu kurz.
Einführend ist der Prolog sehr
rasant, man ist gleichwohl ab dem ersten Satz in der Erzählung drinnen und die
Angst sowie Anspannung der Protagonisten breitet sich aus in ein rasches
Lesetempo. Szenenwechsel geschehen in angemessenen Abständen, die Spannung
erzeugen und dynamisch den Leser an das Buch ketten.
Unsäglich fiese und erschütternde
Enden von Szenen und die oft verzögerte Auflösung werden tatsächlich zielsicher
in Szene gesetzt und zusammenhängend mit dem mehr als überragenden Ende schafft
der Autor einen tollen Auftakt der Fantasyreihe.
Das Auge des Horus 1 – Erwachen ist
ein überragend gelungener Fantasyauftakt der neuen Reihe des Autors Pascal
Wokan. Kurz gesagt ist das Buch ein rasantes, spannungsgeladenes und
dynamisches Abenteuer auf den Spuren der ägyptischen Götter, welches mit einem
magischen Kontext, authentischen Protagonisten sowie einer zielsicheren und
erschütternden Geschichte überzeugen konnte.
Ich kann das Buch jedem
Fantasyfan nur ans Herz legen, der sich gerne in eine magische Welt auf den Spuren
des alten Ägypten begeben möchte.